Der gestrige Film "Der Wolkenatlas" in der ARD war für mich ein besonderes Erlebnis. Ich habe das Buch gelesen, bzw. als Hörbuch gehört und hatte nun große
Erwartungen an die Verfilmung von Tom Tykwer.
Das Lesen/Hören des Buches ist anstrengend, da der Zusammenhang der sechs unterschiedliche Geschichten nicht so deutlich ist. Die Verfilmung hat dieses Problem durch häufigen Wechsel der
Geschichten und durch die Besetzung der Schauspieler in unterschiedlichen Rollen wesentlich entschärft. Trotzdem ist dieser Film keine leicht Kost.
Hier eine kurze Filmbeschreibung:
Der Film mit Tom Hanks und Halle Berry besteht aus sechs Episoden aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die zeigen, wie alles mit allem zusammenhängt!
Anno 1848: Der Anwalt Ewing (Jim Sturgess) bereist den Pazifik und beginnt, an der Sklaverei zu zweifen...
1936: Der bisexuelle Komponist Frobisher schreibt das "Wolkenatlas"-Sextett...
1973: Journalistin Luisa (Berry) deckt eine Atomintrige auf...
2012: Der Verleger Cavendish landet im verriegelten Altenheim...
2144: Ein weiblicher Klon streift seine Fesseln ab...
in ganz ferner Zukunft, nach der Apokalypse: Ein Ziegenhirte (Hanks) lernt, seinen inneren Dämon zu bekämpfen...
Tom Tykwer ("Das Parfüm") hat hier einen dreistündigen Kinokoloss erschaffen, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Ein maßloses, ambitioniertes Metawerk, teils Drama, teils Komödie,
teils Sci-Fi. Es kreuzt seine Episoden mit eigenwilliger Logik, zeigt seine Edelschauspieler in immer neuen Verwandlungen und stürmt beständig auf dem schmalen Grat zwischen Naivität und
Genialität voran. Sowohl das Gute wie das Böse, so suggeriert "Wolkenatlas", sind in der DNA der Menschheit verankert, aber das Gute kann siegen, wenn wir uns mutig von Konventionen
befreien. Jede Tat hat Folgen, Vergangenheit und Zukunft hängen untrennbar zusammen!
Der Roman/Film stellt die Auswirkungen dem "Willen zur Macht" auf die menschliche Natur durch die Jahrhunderte dar: In jedem Zeitalter existierten Unterdrücker und Unterdrückte, Ausbeuter
und Sklaven, trotz aller entgegengesetzten Bemühungen. muss eine „gänzlich räuberische Welt sich eines Tages selbst auffressen“. Der Weg aus diesem Teufelskreis sei der kollektive Glaube
an eine bessere Welt.
Eine weitere Interpretation ist das Thema der Seelenverwandtschaft und Reinkarnation. Sechs der Charaktere haben in den unterschiedlichen Zeiten das gleiche Muttermal und erleben
Déja-vus, dunkle Erinnerungen an vorherige Leben. Die Idee der Reinkarnation wird immer wieder angesprochen; "Der Tod ist nur eine Tür, die sich hinter uns schließt".
Der titelgebende „Wolkenatlas“ ist eine Metapher für die von Mensch zu Mensch wandernden Seelen. Ihre Wege und Routen zu kartografieren entspräche einem Atlas der Wolken. Damit lässt sich
das Buch zwar als Geschichte mehrerer Menschen, aber nur einer Seele verstehen. Mitchell legt es einem seiner Charaktere in den Mund: „Die Seelen wandern über die Zeit wie die Wolken über
den Himmel“ und "Von der Wiege bis zur Bahre sind wir in Vergangenheit und Gegenwart mit anderen verbunden.
Alles-in-allen ein großartiger Film, bei dem man hinterher stundenlang diskutieren kann.
Ich habe mir heute für den nochmaligen Genuss die DVD für 4,99 € gekauft .
Wer hat den Film noch gesehen? Wie ist/war euer Eindruck?
Bis bald
Ecki