Ich möchte hier ein Buch meiner Freundin Ingrid Widiarto vorstellen, die damit auf die Situation der Uiguren aufmerksam machen will.
Verlagsbeschreibung und Bild:
Das Volk der Uiguren lebt im Autonomen Gebiet Xinjiang im Nordwesten der Volksrepublik China. Durch die Zuwanderung von Han-Chinesen aus dem östlichen China sind die Uiguren im Laufe der vergangenen Jahrzehnte zur Minderheit in ihrem eigenen Land geworden, vom wirtschaftlichen Aufschwung weitgehend ausgeschlossen. Die Zentralregierung treibt die Förderung der Bodenschätze voran, baut Industrie und Infrastruktur aus, legt riesige Staatsfarmen und moderne Stadtanlagen an, die das kostbare Wasser dieser Wüstenregion verbrauchen und den kleinen Bauern wenig Möglichkeit zum Überleben lassen. Die Chinesen ziehen Macht und Reichtum an sich, während die Uiguren mehr und mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden und sich in ihrer Freiheit eingeengt fühlen. Denn nicht nur vom wirtschaftlichen Fortschritt bleiben sie weitgehend ausgeschlossen, sondern auch ihre Kultur ist bedroht: Ihre Sprache rückt in den Hintergrund und in der Ausübung ihrer Religion fühlen sie sich eingeschränkt.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass es immer wieder zu Konflikten kommt, und schnell werden dann die Uiguren als unberechenbar und gewalttätig dargestellt und als Terroristen oder Separatisten verurteilt.
Die Uigurischen Geschichten geben einen tiefen Einblick in die sozialen Missstände dieses Landes. Sie sollen keine Anklage sein, aber sie wollen auf die prekäre Situation der Uiguren in Xinjiang aufmerksam machen, sie wollen Interesse und Sympathie für ein Volk wecken, das sich von der Welt vergessen fühlt. Sie wollen unsere Menschlichkeit ansprechen und zum Nach- und Weiterdenken anregen. Sie alle beruhen auf wahren Begebenheiten, sind aber so persönlich und einfühlsam geschrieben, dass sie weit über eine einfache Berichterstattung hinausgehen und den Leser bis ins Innerste aufrütteln. Sie werden sich ihm tief in sein Denken einbrennen.
Ich habe vor wenigen Tagen die letzte Geschichte des Buches gelesen. Es ist schon wirklich schwere Kost, ich mußte immer wieder aufhören, konnte das Buch nicht "durchlesen" wie ich es sonst mache. Die Geschichten machen betroffen, wütend und sehr traurig. Ich kenne dieses Land von meiner eigenen Reise und bin überzeugt, dass die Geschichten nicht übertrieben sind. Diese Hilflosigkeit und das "Ausgeliefert sein" der Uiguren ist in den Geschichten deutlich spürbar.
Mir war schon klar, daß die Uiguren kein gutes Leben mit den Chinesen haben, aber daß wirklich so schlimme Sachen passiert sind oder noch passieren, war mir nicht bewußt.
Die Geschichten sind mit viel Mitgefühl und großer Anteilnahme aber ohne jegliche Aggression oder Wut geschrieben. Diese Schilderungen der vielen kleinen und großen Gemeinheiten und Bosheiten denen die Uiguren ausgesetzt sind, sind sehr plastisch und nachvollziehbar erzählt. Der besonderen Schreibstil schildert das brisante Thema sehr deutlich, ohne jedoch die große Vergeltungs-Rache-Keule raus zu holen.
Es bleibt die Hoffnung, dass (irgendwann) die Chinesen und Uiguren respektvoll miteinander reden und leben können. Ich hoffe es sehr. Das ist ein Buch das mich sehr berührt hat, vielen Dank für diese Geschichten.
Ecki
Ingrid Widiarto, Uigurische Geschichten, ISBN 978-3-95630-385-2,
erhältlich bei Wagner Verlag, Amazon und allen Buchläden.
Piroschka (Samstag, 29 August 2015 21:34)
Das hört sich nach einem Dokumentarbericht an und ist bestimmt sehr emotional. Es gibt in vielen Ländern der Erde diese Minderheiten, denen es ähnlich ergeht. Ich habe schon viel darüber
gelesen. Ich verstehe nicht, warum sie nicht anerkannt werden und die gleichen Rechte leben dürfen wie die anderen Menschen ihres Landes. Es gibt noch viel Ungerechtigkeit auf dieser
Welt.
Gruß Piri
Ecki (Sonntag, 30 August 2015 09:47)
Hallo Piri,
Vielen Dank für deinen Kommentar.
Das Volk der Uiguren ist zumindest auf dem Papier als Minderheit in China anerkannt,
aber die tägliche Praxis sieht leider anders aus.
Dieses Buch ist eine Sammlung von 16 unterschiedlichen Familiengeschichten,
die leider alle, aus ganz unterschiedlichen Gründen,
mit der chinesischen Verwaltung und Polizei Probleme bekommen haben.
Es wird dabei aus der Sicht der Familie, von Kindern und älteren Menschen erzählt,
wie sich eben diese Ereignisse und Vorfälle ereignet haben.
Ein Buch ist keine leichte Kost, es macht betroffen, wütend und traurig.
VLG
Ecki
Uschi (Sonntag, 06 September 2015 17:29)
Danke für den Buchtipp Ecki,
das werde ich mir ganz sicher holen, denn deine Schilderungen haben mich jetzt neugierig gemacht.
LG Uschi
Ecki (Sonntag, 06 September 2015 20:58)
Hallo Uschi,
Ja mach das, die Geschichten gehen unter die Haut,
keine leicht Kost,
aber man/frau bekommt tiefe Eindrücke von einem unbekannten Land.
VLG
Ecki
Ingrid Widiarto (Mittwoch, 23 September 2015 08:30)
Danke, lieber Ecki!
Ich habe von einigen Seiten sehr nette und sehr positive Kommentare bekommen, aber es wird wohl schwer werden, mit meinen Geschichten auf Leute zuzugehen, die nicht schon von sich aus
Interesse an diesem Volk, Land oder an gesellschaftlichen Problemen haben.
Deshalb ist jeder neue Leser ein Geschenk für mich.
Danke also für deine Buchvorstellung und ganz liebe Grüße von Ingrid