…Mongolei 2012 Teil 4...


Freitag 13.07.2012

8:00 Auschecken im Hotel, ein schnelles Frühstück war noch möglich, dann stand schon Purve der Fahrer und Frau Altansuwd, die Managerin aus UB von Ethno Mongol ,vor der Tür. Nach kurzen Beschnuppern und Taschen einladen fuhren wir, Purve, ich und der saustarke Toyota Landcruiser los. Purve verstand leider kein Deutsch und sehr wenig Englisch, ich kein Mongolisch, also unsere Kommunikationsfähigkeiten wurden zu einer große Herausforderung, die wir aber mit Händen und Füssen, mit Bildwörterbuch und Bilder malen hervorragend gemeistert haben. Zuerst ging es zum Wasser kaufen, dann zum Tanken. Wir verließen UB westwärts. Zuerst gab es noch viele Autos, aber mit jedem Km wurde es ruhiger und die mongolische Landschaft wurde sichtbar. Sanfte grüne Hügel bis zum Horizont, aus dem manchmal gezackte, dunstige Berge wachsen. Die ersten Viehherden waren zu sehen, Schafe, Ziegen, Kühe mit Kälbern und natürlich Pferde. In der Steppe gibt es viele Wasserstellen, flache Tümpel mit Regenwasser, die von den Pferden als Tränke oder Erfrischungsbad benutzt werden. 

Es ist so eine ruhige Landschaft, wenn nicht gerade ein überladener Laster oder ein Off-Roader vorbei brummt. Es gibt auch kleine und größere Flüsse in der Steppe, die so fließen wie sie gerade wollen, bzw. können. Natur pur!

Plötzlich bog Purve von der Strasse ab und auf einem Sandweg blieb er stehen. Mittagspause deutete er unmissverständlich an und lud schon Tisch und Klappstühle aus. Aus einem Korb wurden Tassen, Zucker, Kaffeepulver und Sandwichpakete ausgepackt, heißes Wasser gab es aus der Thermoskanne. Wir beide haben die Wurstbrote und den Kaffee sehr genossen, wirklich gut, eine unerwartete Überraschung.

Dann ging es den Sandweg weiter, weg von der Strasse. Kniehohes Gras, manchmal Matsch oder Sand, nach ca. 5 km standen wir vor unseren ersten Ger-Camp Khankhar Uul. 

Dieses Camp besteht aus ca. 20 Rundzelten (mong. Ger) , dem Hauptgebäude mit den Sanitäreinrichtungen und einem Restaurantgebäude. Das Ger ist recht groß und komfortabel. Kreisrund, ca. 8m Durchmesser, an den Seiten 1,5m in der Mitte 2,5m hoch, in der Mitte steht ein Ofen mit dem Rohr nach oben, links und rechts ein Bett mit ordentlicher Matratze und Bettzeug, hinten Tisch, Stühle, Taschenablage. Also alles was man so braucht. Strom zum Akku laden gibt es nur abends für 2 Stunden, Duschen nach Anmeldung, da das Wasser mit einem Ofen aufgeheizt werden muss. Die Duschen und Toiletten sehen gut aus. Ich bin überrascht, ich habe mir ein Ger-Camp viel rustikaler vorgestellt.

Hier am Camp gab es auch ein aufgespanntes Ziegenfell als Ziel fürs Bogenschießen. Da mussten wir natürlich den neuen Bogen auch gleich ausprobieren. Also den Bogen spannen und los gehts. Nach dem Einschießen gab es die ersten Treffer. Mein bestes Ergebnis: 3 Schuss 3 Treffer! Besser geht`s nicht. 

Danach war relaxen und erste Kommunikationsübungen angesagt. Das war gar nicht so einfach, wir hörten meine ipod-Musik und mit "Bilder malen" in einem Notizblock konnten wir uns verständigen. Später kam noch Duya dazu, eine junge Mongolin, die als Guide mit einer anderen Gruppe hier im Ger-Camp ankam und uns als Dolmetscher sehr willkommen war. Sie erzählte mir von ihrem Bruder, der viele Jahre in Nürnberg gelebt hat. Obwohl noch eine polnische Reisegruppe kam, war das Camp nur zur Hälfte belegt.

Auf der Fahrt hierher hatten wir noch Purve´s kleinen Bruder getroffen, der mit einer anderen Reisegruppe unterwegs war, eine Gruppe aus Hamburg und Frankfurt, die mich sofort als Franke erkannt haben (warum???) und sich auch gleich an Schäufele und Bamberger Rauchbier erinnerten. So kann man seine Geografiekenntnisse auch über die Speisekarte vertiefen! Nachmittags hatte ich im Ger noch Besuch von einer 3cm langen Cucaracha (Kakerlake), sie hat es sich dann aber doch anders überlegt. ;-))

Das Abendessen war gut und reichlich, Eier-Gurken-Salat mit Senfsoße, Hackbraten mit Kartoffelbrei, Nudeln, Pilzen und Salat. Zum Nachtisch ein Schockriegel. Nicht gerade ein mongolisches Essen, aber das wird sicher noch kommen. Für mich gab es danach ein kaltes Bier. Purve trinkt nicht, auch nicht abends, schade, muss ich mein Abendbier alleine trinken. Also zum Abschluss des Tages noch ein Genuss-Zigarillo vor dem Ger, dazu intensive Landschaftsbetrachtung. Es zogen Wolken auf, Gewittergrollen war zu hören, der Wind nahm zu. Strom gab es nur bis 22:00 also vorher das Bett herrichten, Mein Reise-Schlafsack war super. Das Bett nach Mitbewohnern durchsuchen, Mückenlicht anzünden, Taschenlampe und ipod zurecht legen. Kurz nach 22:00 lag ich mit Fleecejacke, Shorts und Socken im Bett, der Wind nahm zu, wurde böig und zerrte an den Planen des Gers. Es fing an zu regnen, nicht viel, aber ein schönes Geräusch vom Planendach.. Ich lag sehr gut, sehr bequem, es war stockdunkel und der Regen sang mich in den Schlaf. 

Samstag 14.7.2012

Die erste Nacht im Ger. Ich bin ganz sacht aufgewacht, ohne Autoverkehr, ohne Türenklappern, ohne fremde Geräusche. Natürlich viel zu früh, denn Frühstück gab es erst um 9:00. Also, die Gertür weit öffnen, einen Blick in die weite Landschaft und wieder zurück ins Bett. Das war ein guter Anfang.

Das Frühstück war super, Eieromelett mit Salat, frisches Brot, Butter, Marmelade, auch der Pulverkaffee war gut. Um 9:30 war Abfahrt in Richtung Karakorum. Zurück zur Hauptstrasse dann westwärts. Es hatte in der Nacht etwas geregnet, aber nicht viel, die Wege sind nur feucht, nicht überschwemmt.

Nach einer Stunde waren wir in Mongol Els, den nördlichsten Sanddünen der Mongolei. Dort hielten wir an und waren auch schon von vielen Kamelführern und ihren Tieren eingekreist. Purve aber kannte sich aus, sucht nach dem richtigen Kamelführer und wurde auch handelseinig. Ich sollte/musste Kamel reiten. Das Kamel kniete zuerst, dann ging auch das Hinterteil nach unten und ich konnte aufsteigen. Steigbügel an und das Kamel kam langsam wieder hoch. Der Treiber ging in Richtung Dünen und führte das Kamel an einem Strick, der dem Kamel durch die Nase gezogen war. Nach 100 m hatte ich den Takt und den Rhythmus vom Kamel drauf und versuchte mit ihm im Takt zu bleiben. Der Treiber machte Bilder von uns beiden Kamelen, ich glaube wir mochten uns. Ein kleiner Stock als Motivationshilfe soll dem Kamel helfen das Tempo nicht zu verlieren, ich bekam den Führungsstrick und war dann ganz und gar dem Kamel ausgeliefert. Der Führer lief vor/neben/hinter uns, um gute Bilder zu machen. Nach einem Akkaba oder so ähnlich (frei nach Lawrence von Arabien), liefen wir flott durch die Sanddünen, der Führer mit meiner Kamera hinterher. Der Stalltrieb war aber sehr gut ausgeprägt, nach kurzer Zeit ging es mit schnellen Schritten zurück zum Ausgangspunkt. Nach dem Absteigen musste ich noch etwas mit meinem Kamel schmusen, ein liebes Tier mit so schönen braunen Augen. 

Weiter ging es nach Karakorum der ehemaligen Hauptstadt im Orkhon-Tal. Die Hauptstrasse war sehr schlecht, Purve fuhr zick-zack oder gleich auf einer Spur neben der Strasse. Gegen Mittag kamen wir an der weißen Mauer des Kloster Erdene Zuu vorbei, es ging es quer über die Steppe zu unseren nächsten Ger-Camp Khangai. Das Mittagessen wartet schon auf uns, Vorspeise, Suppe, Teigtaschen, Nachtisch. Blumen auf dem Tisch, klassische Musik im Hintergrund, gut gemeint, passt aber irgendwie nicht ganz. Das Essen wieder (leider) reichlich. Gut, aber viel zuviel. 

Nach einer kleinen Pause ging es zum Einkaufen nach Karakorum, die Telefonkarte aufladen und noch 2m Schnur für eine Hutbefestigung (!). Das Kaufhaus ist ein Gebäude umrahmt von Containerboxen, bzw. Garagen. Drumherum ein hoher Zaun und ein enges Tor. Alles sieht nach Hochsicherheitstrakt aus. Im Gebäude und in den Containern sind viele kleine Geschäfte untergebracht, Es werden Lebensmittel, Obst, Gemüse, Süßigkeiten, Kleider, Waschmittel, Elektronik und Haushaltsartikel angeboten. Aber auch alles was der Landmann braucht, Pferdehalfter, Schaufeln, Stricke, Stiefel...

Wir haben in diesem Kaufhaus alles bekommen, die Auswahl war wirklich gut. 

Dann fuhren wir ins Kloster Erdene Zuu, dem ersten, buddhistische Kloster in der Mongolei. In dem 400m x 400m großen Klosterbereich, mit der imposanten, von 100 Stupas gekrönten Mauer, sollen sich zur Blütezeit 62 Tempel mit ca. 1000 Mönchen befunden haben. 1937 wurde das Kloster durch Kommunisten zerstört. Nach der Wende von 1990 wurde das Kloster wieder in Betrieb genommen und wird seitdem sorgfältig restauriert. Man vermutet, dass sich Teile der alten Hauptstadt Karakorum unter dem Gelände des Klosters befinden. Vor dem Kloster gibt es direkt am Parkplatz eine lange Zeile von kleinen Bretterbuden, die Getränke, Grillspieße und den üblichen Souvenirkram anbieten. Das Gelände innerhalb der Mauern ist wirklich groß, ca. 6 Tempel wurden wieder aufgebaut und werden aktiv benutzt, Lama-Mönche bieten den Gläubigen eine individuelles Meditation oder gemeinsame Gebete an. Die Tempel sind sehr schön ausgeschmückt, es sind bunt bemalte Buddha-Figuren und sehr viele Gebetsmühlen zusehen. Der Schildkrötenstein der außerhalb der Klostermauer liegt, soll vom zerstörten Dschingis Khan Palast stammen, der dort vermutet wird aber noch nicht entdeckt wurde. 

Nach dem Kloster fuhren wir ins nahe Museum, um noch mehr von Karakorum zu erfahren. Das Museum ist echt toll, es gibt ein großes Model des alten Karakorum, dem damaligen Zentrum des mongolischen Riesenreiches. Wirklich sehr beeindruckend.

Ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Museumsguide informierte über neue Ausgrabungen hier im Orkhon-Tal. Große, übersichtliche Schautafeln stellen die Entwicklung der Mongolei und deren Weltreich deutlich dar, sehr spannend. Sehr sehenswert!! Eine Nachbildung des Paiza, der Reisepass, den Marco Polo von Kublai Khan erhalten hat, ist auch zusehen. Mit diesem Paiza konnte Marco Polo in dem großen Weltreich umherreisen, war geschützt und bekam jegliche Unterstützung. Ob Marco Polo auch in Karakorum war, ist dagegen nicht sicher, man vermutet es.

Der Ort Karakorum ist nicht so sehenswert, hohe Bretterzäune, dahinter Häuser, Hütten Ställe oder ein Ger.. Strassen gibt es eigentlich nicht, man fährt dort, wo es halt geht, wo es möglich ist. Wege mit tiefen Löchern oder Wassertümpeln machen es dem Fahrer schwer. Wir fuhren zu einem Aussichtspunkt mit einem sehr schönen Ausblick ins Orkhon-Tal. Ein Ovo (heiliger Steinhaufen) mit blauen Bändern, ca.5m hoch, darum herum hohe Wände mit Mosaiken des ehemaligen mongolischen Reiches, Ein schöner Aussichtpunkt mit einer großartigen Aussicht. 

Danach wieder zurück ins Ger, Duschen war angesagt, dann Essen. Wieder zuviel, macht aber nichts, Purve erklärte sich bereit die Hälfte der Portionen zu übernehmen, eine gute Lösung. Ich bin trotzdem satt und bräuchte eine Verdauungshilfe, gab es aber nicht, dafür ein Feierabendbier, ein Zigarillo und das Reisetagebuch zum Schreiben. Man gönnt sich ja sonst nichts. 

Hier geht es zum nächsten Teil: Mongolei 2012 Teil 5


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