Heute hat mich Laotong und seine Frau zu sich daheim eingeladen. Über diese unerwartete Einladung war ich sehr erstaunt, da es meiner Erfahrung nach in Asien nicht üblich ist, in die Wohnung oder ins Haus einzuladen. Das gilt in Asien als privater, geschützter Raum. Umso mehr habe ich mich über die Einladung gefreut und war auch ganz gespannt, was das auf mich zu kommt.
Laotong ist schon im Rentenalter, aber ist noch gut mit Stadtführungen in deutscher Sprache beschäftigt, die er für verschieden Reiseveranstalter durchführt. Er hat auch eine eigene Reiseagentur, die Reisen in China anbietet. So zum Beispiel eine "Reise auf den Spuren des letzten chinesischen Kaisers". Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt die Reisen von Laotong nochmals genauer vorstellen.
Seine nette Frau ist künstlerisch tätig und malt in Aquarelltechnik sehr schöne, großformatige Bilder, die auch schon in Ausstellungen gezeigt wurden. Als Mallehrerin gibt sie in einer kleinen Gruppe diese Kenntnisse mit großen Erfolg weiter.
Laotong wohnt am westlichen Rand von Peking, mit der U-Bahn fuhr ich bis zur Endstation, dort wartete er schon auf mich, noch eine kurze Busfahrt und dann stand ich in einer schönen, gepflegten Hausanlage. In der Wohnung wurde ich schon erwartet und sehr, sehr freundlich von seiner Frau und deren Malschülerinnen begrüßt. Diese Damen hatten wohl bei den Vorbereitungen geholfen, vielleicht auch etwas neugierig auf den Besuch aus Deutschland, jedenfalls war der Tisch bereits reich gedeckt und es ergab sich von Anfang an eine entspannte und lockere Stimmung. Laotong versuchte sich als Übersetzer, eine jüngere Dame konnte auch Englisch sprechen. Zuerst wurden noch Bilder gemacht, das Ipad fing schon das Glühen an, dann setzten wir uns an den schönen Tisch und begannen die vielen leckeren Köstlichkeiten zu probieren, wobei Laotong erklärte was das im Einzelnen ist.
Das knusprig gebratenes Schweinefleisch in einer dunklen Sosse, gebratene Fischstücke und Hühnchenteile in einer pikanten Sosse, dünner gefalteter Pfannkuchen mit Füllung, sowie jede Menge Salate mit Tomaten, Gurken, Broccoli, Blaukraut, Kohlrabi und Lotoswurzeln. Alles war gut gewürzt aber nicht scharf, es hat wunderbar geschmeckt. Dazu ein kaltes Bier, herrlich! Zum Abschluß gab es noch "Dumplings" das sind Teigtaschen mit süßer Füllung. Da "musste" ich drei Stück essen, weil ich nicht rechtzeitig protestiert habe. Das war aber nicht schlimm ;-)), die haben sehr gut geschmeckt.
Nach dem Essen wurde Kaffee oder Tee serviert, dazu frische Erdbeeren und ich wurde durch die Wohnung geführt. Eine sehr schöne und große Wohnung mit 4 Zimmern, Küche, Bad und einem kleinen Wintergarten, der als Malstudio benutzt wird. Ich konnte auch einige der großformatigen Bilder bewundern, die in Aquarelltechnik das höfische Leben der Kaiserzeit zeigen. Bei den Detailaufnahmen ist die hohe künstlerische Fertigkeit von Laotong ́s Frau gut sichtbar.
Mir wurde dann auch die Technik dieser Malerei genau erklärt und demonstriert. Das Besondere war die 2-Pinsel-Technik. In einer Hand lagen zwei Pinsel, einer für die verwendete Farbe, der andere Pinsel nur für Wasser. Somit konnte mit dem Wasserpinsel der Farbauftrag verdünnt werden, bis die gewünschte Farbe oder Farbverlauf erreicht wurde. Das war sehr beeindruckend.
Beim Kaffee wurde ich schon gefragt, wie es denn mit meine Tanzkünsten aussehe, denn eine Dame hat außer der Malerei auch noch ein anders Hobby, den künstlerischen Tanz. Den sollte/wollte sie auch vorführen, im Anschluß sollte ich mittanzen. Da ich das letzte Mal vor ca. 20 Jahren getanzt habe, wollte ich natürlich nichts davon wissen, aber nachdem die Dame so schön vorgetanzt hat, wollte ich auch kein Spielverderber sein und habe mein Tanzbein aktiviert. Aber das musikalische Taktgefühle ist wohl im chinesischen etwas anders als bei uns, oder ich kann es einfach nicht mehr. Es war eine schlimme Hopplerei, aber alle hatten viel Spass.
Der Nachmittag verging leider rasend schnell und mit vielen Geschenken (Pinsel, Farbe, Papier) bin ich wieder zurück in mein Hotel gefahren. An diesen herrlichen Nachmittag werde ich mich sicher noch sehr lange erinnern, diese herzliche Gastfreundschaft war ein einmaliges Erlebnis. Vielen Dank nochmals an Laotong, an seine Frau und an alle Anderen.
Im Hotel habe ich noch meinen Koffer gepackt, denn am nächsten Tag ging es mit dem Super-Schnellzug nach Xian.
Zu Abendessen nur eine Kleinigkeit im bewährten Lokal gegenüber.
Am nächsten Tag, nach einem guten Frühstück und dem Auschecken fuhr ich zum Westbahnhof. Die Bahnhöfe in Peking sind riesig und sehen aus wie Flughafen-Terminals. Am Eingang wurde das Gepäck durchleuchtet, dann musste ich den entsprechenden Wartebereich suchen. Mit der Zugnummer und der Abfahrtszeit, die auf dem Ticket angegeben sind war das kein Problem. Der Wartesaal war schon gut belegt, auf großen Displays wurden die nächsten Abfahrttermine angezeigt. Auch einige Reisegruppen warteten auf den passenden Zug.
Hier konnte man sich auch noch mit Getränken, Naschereien oder kleineren Souveniers eindecken.
30 Minuten vor der Abfahrt wurde von einer hübschen Chinesin ganz offiziell in den Zug eingeladen. Am Display erschien Zug-Nummer, Abfahrtszeit, Zielbahnhof und die passende Bahnsteig-Nummer, Man kann sich gar nicht verlaufen, denn erst jetzt darf man nach den Ticket-Check auf den Bahnsteig, wo der High-Speed-Zug schon bereit stand. Auf dem Ticket sind auch Wagen-und Sitzplatz-Nummer angegeben, so daß jeder einen reservierten Platz bekommt. Es gab also keinen Grund zum Drängeln.
Pünktlich auf die Minute fuhr der Zug ab. Kilometerweit waren Neubauten und Baustellen von neuen Wohntürmen oder Stadtteilen zusehen. Es ist unvorstellbar wie hier gebaut und betoniert wird. Etwas außerhalb gab der Zug dann "Gas" und die Anzeige zeigte 300Km/h an, Reisegeschwindigkeit.
Diese Hochgeschwindigkeits-Strecke ist nagelneu, ebenso die Bahnhöfe an denen wir kurz anhielten, um gleich wieder mit 300 Stundenkilometer weiter zu brausen. Am späten Nachmittag fuhr der Zug in den Neuen Bahnhof in Xian-Nord ein. Dieser Bahnhof liegt etwa 20 km außerhalb von Xian-Zentrum, aber mit Taxi und der Hotel-Adresse sollte das kein Problem sein.
War es aber, das Hotel direkt am Südtor gelegen, befindet sich zur Zeit inmitten einer Riesenbaustelle. Dort wird alles, aber auch wirklich alles umgebaut. Das Chaos pur! Blöd nur, dass auch der Taxifahren nicht wußte, wie er fahren sollte. Nach einigen Telefonanrufen beim Hotel konnte er zumindest in die Nähe des Hotels fahren und mich schnell rauslassen, weil es keine Haltespur gab. Über die Baustelle mit Schotter, tiefen Gräben die nur teilweise abgedeckt waren und frischen Beton habe ich mir dann den Weg zum Hotel gesucht.
Beim Empfang bedauerten natürlich alle diese "Anreise" aber ändern konnten sie das natürlich nicht. Das Zimmer dagegen war sehr schön, großzügig und eine gute Aussicht auf Xian, die Stadtmauer und die Baustelle.
In einem nahegelegenen Shopping-Center gab es einen Supermarkt, wo ich mir ein Abendessen-to-go aussuchte, zum Ausgehen hatte ich keine Lust mehr.
Bis bald Ecki 2014 - Xian - 1 -->
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