…Mongolei 2012 Teil 3...



Mittwoch 11.7.2012

Heute ist die Eröffnungsfeier des Naadam-Festivals im Stadion von UB. Mit Hata, einer netten, deutsch-sprechenden, mongolischen Reisführerin, die für Ethno-Mongol die Reisegruppen betreut, habe ich mich am Stadion verabredet. Sie war mit einer deutschen Reisegruppe auf einer Tour in der Gobi und jetzt gehen wir gemeinsam zum Naadam Festival. Da das Hotel der Gruppe am anderen Ende von UB liegt und mit großen Verkehrsstau zu rechnen ist, laufe ich zum Stadion, den Weg kenne ich schon. Also, Stadtwanderung zum Stadion von 30 Min. Rings um das Stadion waren sehr viel Verkaufsstände und Fress- Zelte aufgebaut. Es strömten die Massen. Die Ethno-Reisegruppe und Hata kam auch bald und wir tauschten unsere bisherigen Mongolei- Erfahrungen aus. 

Es sind sehr viele ausländische Besucher hier, Amis, Briten, Japaner, Chinesen und auch viele Deutsche. Woran erkennt man eine deutsche Reisegruppe schon von weiten? An der sauberen, tadellosen Freizeit- bzw. Outdor- Kleidung nach dem neuesten Chic und Design. Manchmal auch im Päärchen-Look. Um 11:00 begann die Eröffnungszeremonie. Mit Musik und Pferdestaffel wurden die Standarten hereingebracht, dazu Präsidenten Worte, danach viele bunte Gruppen. Gruppen aus den verschiedenen mongolischen Regionen mit ihren schönen Kleidern, aber auch populäre Sänger und Sportler beteiligten sich an der Eröffnungsfeier. Ein wirklich schönes Programm. Das Stadion war mit ca. 50.000 Menschen randvoll. Danach geht es langsam los. 

Die Ringkämpfer und Schiedsrichter bereiten sich auf die Wettkämpfe vor. 520 Ringer treten zu dem K.O. Ausscheidungssystem an. Die Zusammenstellung der einzelnen Kämpferpaare wird gelost, d.h. es gibt dann natürlich auch unfaire Kämpfe, wenn z.B. ein erfahrener 110kg Mann gegen ein 60kg Anfänger antritt. Das ist dann ein Kampf von 30 Sekunden, Verlierer ist derjenige der als erster am Boden liegt. Der Sieger tanzt mit erhobenen Armen seinen Adlertanz und erwartet dann seinen nächsten Kampf. Die Bogenschützen ziehen um in ein kleineres, benachbartes Stadion, wo die Bogenschieß-Wettbewerbe stattfinden.

Wir gingen dann zu den Bogen-Schieß-Wettbewerben.. Um das Stadion waren die Plätze und Wege dichtgedrängt. Richtig voll. Bei den Bogenschützen fand noch ein Trainings-Schießen statt. Das Ziel sind faustgroße Lederwürfel, die in ca. 70m Entfernung in einer Reihe am Boden liegen. Es wird mit den mongolischen, stark abgewinkelten Bögen geschossen, die Pfeile sind aus Holz mit dicken, stumpfen Spitzen. Die Treffsicherheit ist echt toll. Die Spannkraft der Bögen ist sehr hoch um überhaupt die schweren Pfeile ins Ziel zu bekommen. Bei dieser Entfernung muss man natürlich stark drüber halten, es ist viel Erfahrung notwendig um mit diesen Parabel-Schüssen erfolgreich zu sein. 

Es sind auch viele Frauen unterschiedlichsten Alters dabei, der älteste Teilnehmer ist 85 Jahre alt. Frauen und Männer haben sehr schöne, traditionelle Kleidung an, meist auch noch einen Hut mit Antenne. Man konnte die Freude und auch den Stolz der Mongolen an diesem schönen Nadam-Fest spüren und mit einem freundlichen Lächeln ließen sich gern fotografieren. 

Ich durfte einen Bogen in die Hand nehmen und durchziehen. Eine wirklich sehr starke Zugkraft! 

Zum Mittagessen gab es dann in einem der vielen Esszelte die berühmten Teigtaschen, gefüllt mit Hammelfleisch. Eine ziemlich fette Angelegenheit. 

Danach nochmals zu den Ringern ins Stadion. Leider sind die Kämpfe weit weg, so dass keine guten Bilder möglich sind.  Irgendwann hatte ich auch genug und ging zurück ins Hotel. 


Donnerstag 12.7.2012

Ich wurde bereits um 7:30 von der Ethno-Managerin, Frau Altansuwd und Fahrer zum Pferderennen abgeholt. Es ging zuerst zum Amure-Hotel wo die gestrige Ethno-Gruppe ins Auto einstieg, um sich dann in den Stau einzureihen, der von UB, ca. 50 km westwärts, bis zum Zielraum des heutigen Pferderennens führte. Hier konnte man einen guten Eindruck der mongolischen Fahrkultur erleben. 4 Fahrspuren stadtauswärts, Autos dicht an dicht. Es wurde so allmählich auch die Spuren der Gegenfahrbahn mitbenutzt. Das Ganze bei Tempo 50 -60 km/h, der Gegenverkehr fuhr auf dem Rest-Randstreifen, wenn möglich. Es war chaotisch, hat aber gut funktioniert. Alle Achtung!

Außerhalb der Stadt gab es eine Autobahn, bzw. eine neue breite Straße, aber auch hier wurde die Gegenfahrbahn mitbenutzt und das Tempo erhöht. Die Rallye Paris Dakar kann nicht spannender sein. Die ersten grünen Hügel waren zu sehen, aber nicht lange. Beim Abbiegen zum Zielgelände gab es eine Trockenpiste, d.h. es gab Staubwolken ohne Ende. Man sah nur noch die Bremslichter des Vordermannes. Die Geländewagen, das waren die meisten KFZ, sind über Erdwälle bzw. Gräben direkt ins Gelände und mit Hurra zu den Parkplätzen, d.h. möglichst nahe an dem Zieleinlauf gerast. Das war schön chaotisch, hat aber gut funktioniert.

Am Zieleinlauf konnte man auf einem großen Display das Rennen verfolgen. 25 km ist die Strecke lang, die von 5 jährigen Pferden und 11 bis 14 jährigen Kindern ausschließlich im Galopp geritten wird. Eine tolle Leistung von allen Teilnehmern.

Es gibt natürlich Versorgungszelte, Sandwich, Pizza, Limo, Wasser aber kein Bier. Gestern, im und ums Stadion war auch kein Bier zu haben, kann man sich das hier in Deutschland bei solchen Großveranstaltungen vorstellen? Wohl kaum - ist aber vielleicht besser so. 

Eine Folklorebühne präsentierte Tanz und Gesang aus der Mongolei, Kunsthandwerker zeigten Filzprodukte, Schnitzereien und Bilder. Es gab auch ein Zelt für die traditionelle Herstellung von Bögen und den Materialien. Daneben war auch eine Gelegenheit das Bogen schießen selbst zu probieren, Ziegenfelle waren in 30 40 m Entfernung aufgespannt, das musste ich sofort probieren. 6 Coins für Pfeile gekauft und einen Bogen ausgesucht. Die Holzpfeile hatten dicke, stumpfe Holzspitzen, waren also recht schwer. Der Bogen war mittelgroß und die Zugkraft eher für Anfänger. Also die ersten 2 Schuss waren zu kurz, die war Zugkraft zu gering, da muss man dann drüberhalten. Mit dem 3. hatte ich einen Treffer, No. 4 ging daneben, No. 5 ein Treffer, 6 wieder daneben. Ich bekam wegen meiner Treffer 2 Pfeile extra, die ich aber versemmelte. Ich war trotzdem ganz stolz auf meine zwei Treffer. In dem Zelt lagen verschiedenste Bögen und ich fragte ob man auch einen Bogen kaufen könnte. Das Englisch war ziemlich holprig, ich sollte später nochmals kommen und mit dem Boss reden. Was ich auch tat. Er bot mir einen gebrauchten, aber sehr guten Bogen an, den ich auch ausprobieren konnte, der Preis war auch ok und wir wurden uns handelseinig. Ich bekam noch 3 Pfeile und einen Transportsack, dann war das Geschäft gemacht. Ich denke, das ist der Bogen auch wert, das war kein schlechter Kauf. 

Wegen dieser Aktivitäten bekam ich vom Zieleinlauf der Pferde gar nichts mit. Das Rennen war vorbei, aber ich war stolzer Besitzer eines mongolischen Bogens. Auf das zweite Pferderennen wollten wir (die Gruppe) nicht warten, so das wir dann wieder mit viel Staub und Stau wieder zurück nach UB gefahren sind. Mittagessen gab es im Kuhdamm, ein Wiener Schnitzel, in dem sich ein Hacksteak versteckte. Deutlich besser war das kalte, frische Bier Dschingis. Da ging auch noch ein Zweites, dann ins Hotel und eine kleine Pause machen. Abends war der große Sukhbaatar-Platz voller Leute, es wurde auf großen Video-Wänden die Spiele und die Sieger gezeigt. 

Morgen Früh soll es losgehen mit meiner einwöchigen Tour in die mongolische Steppe. Ich freu mich schon.

Hier geht es zum nächsten Teil: Mongolei 2012 Teil 4


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